Es gibt Tage, da fühle ich mich einfach nur dumm, wie die Letzte, die etwas zu sagen hat.
Vergangene Woche besuchte ich frohgelaunt eine andere Abteilung unseres Unternehmens. Auf dem Flur kam mir ein Kollege entgegen – wir plauderten.
Plötzlich fragte er: „Wie fandest du eigentlich die letzte Videokonferenz?“
Zack. Mein Kopf wurde leer. Ich stammelte etwas. Irgendetwas – weil ich mich in diesem Moment an fast gar nichts erinnern konnte. Danach gab er professionell sein Statement ab und ich wollte so schnell wie möglich das Gespräch beenden. Denn da war sie wieder – diese alte Stimme. Flüsternd und vertraut: „Du bist doch echt doof.„
Früher habe ich über das – wie es mir in der letzten Woche ergangen ist – geschwiegen. Heute schreibe ich darüber. Weil ich glaube, dass ich nicht die Einzige bin. Weil ich ahne: Wenn ich mich zeige, findet vielleicht auch jemand anderes auch den Mut,
Inhaltsverzeichnis
2. Woher kommt dieses Gefühl?
Ich bin nicht meine Gedanken, bin auch nicht meine Gefühle – das weiss ich aus vielen Jahren Therapiestunden und doch tauchen unangenehme, destruktive Gedanken- und Gefühlsmuster immer wieder auf. Sind halt hartnäckig. Sie wollen nach wie vor die Oberhand über mich gewinnen, doch nicht mehr mit mir. Sie erinnern mich an Situationen, in denen mir entweder gesagt wurde, “ich sei doof” oder ich mich als Kind so gefühlt habe.
In der vergangenen Situation hatte ich mich zuhause in Stille hingesetzt und bin diesem alten Gefühl noch einmal nachgegangen. Es war wie ein altes Echo aus der Kindheit. Ich sah mich plötzlich in der Schulbank sitzend und konnte eine Frage der Lehrerin nicht beantworten. Ich hatte keine Antwort parat und stammelte irgendetwas.
3. Was hilft “wenn ich mich doof” fühle
Heute versuche ich, wertschätzender auf mich zu schauen. Das gelingt mir nicht immer, doch immer öfter. Dabei helfen mir folgende Strategien um meinen Selbstwert wieder zu stabilisieren. Hier sind für dich praktische, liebevolle Schritte die ich versuche anzuwenden, wenn ich mich mal wieder doof fühle:
1. Sprich mit dir wie mit einer Freundin.
Würdest du zu einer geliebten Freundin sagen: „Du bist richtig doof?“ Niemals oder ? Also bitte sprich mit dir selbst wie mit jemandem, der Achtung und Mitgefühl verdient. Du könntest zum Beispiel folgenden Satz zu dir sprechen:
„Du fühlst dich gerade unsicher, aber das macht dich nicht weniger wertvoll. Ich sehe dich.“
2. Nimm das Gefühl wahr – aber glaube ihm nicht alles.
Gefühle sind wie Wolken – sie ziehen vorbei. Du darfst denken: „Ah, da ist wieder dieses Gefühl. Hallo. Ich sehe dich. Aber definiere dich nicht darüber.
3. Frag dich: Wer in mir spricht da gerade?
Ist es eine Lehrerin aus der Schulzeit, ein Elternteil, Geschwister, die gemein zu dir waren? Wenn du erkennst, wer dir das eingeredet hat, kannst du auch bewusst sagen:
„Danke, aber du hast heute keine Macht mehr über mich.“
4. Schreiben oder Affirmationen
Du kannst dir jeden Tag eine Kleinigkeit aufschreiben, wie z. B.: Ich bin klug, mutig oder aufmerksam gewesen. Oder einfach nur zu Schreiben, welche Gedanken dich weiterhin bewegen. Du kannst auch mit jemanden ehrlich sprechen. Das wäre dann meine letzte Anregung.
5. Sprich’s aus.
Du kannst dich auch mitteilen und ich wünsche dir die Erfahrung: Du bist nicht alleine.
Ich hoffe die Anregungen konnten dir helfen? Wie gehst du mit Selbstzweifel um? Vielleicht hast du schon einmal selbst etwas ähnliches erlebt und magst hier Deine Gedanken dazu teilen?
Liebe Grüße zu Dir,
Heike
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