Ostseeküstenradweg Rostock-Usedom mit Trekkingrad ohne Motor

Hat diese Reise wirklich stattgefunden oder war es nur ein Traum? Mir kommt es so vor, denn die Tage auf dem Ostseeküstenradweg waren magisch schön. Sie haben mich verzaubert. Noch immer spüre ich die Freiheit und sehe die Weite des Meeres vor meinen Augen. Ich könnte sofort wieder mein Fahrrad schnappen und aufbrechen. Aber gut. Ich bin mir gewiss, die nächste Reise kommt bestimmt. Hier kommt jetzt erst einmal für euch ein kleiner Reisebericht – von meinen Aufbrüchen, meinen Ankünften und all den magischen Momenten dazwischen.

Auf zum Meer – Tag 1

Startpunkt der Reise war die Hansestadt Rostock. Die Anreise überspringe ich, sie war beschwerlich, ärgerlich mit der Deutschen Bahn. 

Am nächsten Morgen ging es dann richtig los. Noch vor dem Frühstück machte ich mich auf Richtung Warnemünde. Herzklopfen. Vorfreude auf die Ostsee. Mit der Fähre setzte ich über auf die “Hohe Düne” und dann sah ich sie: die Ostsee. Mit einem Lächeln begrüßte ich sie und fuhr dann weiter. Die angrenzende Rostocker Heide ist herrlich grün, ein reines Waldparadies. Doch das war erst der Anfang. Das Ostseebad Graal-Müritz mit der Seebrücke sollte folgen. Nach einem Strandspaziergang ging es wieder aufs Fahrrad zu meiner Pension in Dierhagen. 

Ostseeküstenradweg Rostock – Usedom

In Dierhagen angekommen, erwartete mich eine sehr gemütliche Unterkunft: “Pension Stocker” – wärmstens zu empfehlen. Am frühen Abend konnte ich den Garten genießen, trank Tee, las ein Buch und saß dabei in einem Strandkorb. Anschließend fuhr ich nach der kleinen zum Hafen in Dierhagen. Schon der erste Tag auf meinem Fahrrad war voll mit wunderschönen Erlebnisse und ich war angekommen am Meer.

Ostseeküstenradweg – Hafen Dierhagen

Fischland-Darss – Tag 2

Wieder ein Start am frühen Morgen und bestes Wetter für die Weiterfahrt zum Darß. Es sollte erneut eine Traumstrecke werden mit dem Endziel: Bresewitz. Der erste Zwischenstopp war für Ahrenshoop geplant. Ahrenshoop ist ein altes Künstlerdorf und schon lange wollte ich einmal diesen Ort besuchen. Doch ich war sichtlich enttäuscht. Atmosphäre hatte für mich dieser Ort nicht mehr, nur noch Massentourismus. 

So besuchte ich lediglich eine Galerie (Kunstkaten), dann stieg ich wieder aufs Fahrrad.  Der Ostseeküstenradweg führt auch hier direkt entlang der Ostseeküste – traumhaft schön. Daher war es für mich auch ein Leichtes, bis hoch oben zum Leuchtturm zu fahren und dann plumps in die Ostsee zu springen. Badeanzug hatte ich dabei, Handtuch leider nicht, war aber auch egal. Ging alles irgendwie ohne.

Nach einer kurzen Abkühlung radelte ich über diese wundervolle Halbinsel Fischland-Darß bis Zwingst, dann über die Meiningenbrücke zur gebuchten Pension in Bresewitz. An Ende des Tages war ich berauscht von diesem Naturparadies – die weitläufigen Sandstrände, die im Sand liegenden Holzskulpturen, der Darßer Wald mit seinen „Windflüchtern“ und dann dieses Meer. Dankbar.

Ostseeküstenradweg – Weststrand – Fischland-Darß

Ostseeküstenradweg Rostock bis Usedom / Leuchtturm Darßer Ort

die sundischen Wiesen auf dem Darss – Tag 3

Meiner dritter Tag startete mit einem ausgiebigen Frühstück, danach erkundete ich mit dem Fahrrad den Osten von  Fischland-Darß. Von Breseswitz fuhr ich Richtung Zingst dann zu den Sundischen Wiesen und der Vogelausguck Pramort. Die Sundischen Wiesen sind sehr skurril und wer auf dem Darß ist, muss sie eigentlich mal gesehen haben. Einzigartig schön. An dem Tag überlegte ich oft – weil es immer wieder regnete – wie weit fahre ich noch. Doch letztlich schaffte ich es noch bis Pramort.

Die Beobachtungsstelle ist nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar. An diesem Ort war ich war fast alleine, das lag auch wohl daran, dass das Wetter so unbeständig war. Wie angenehm still war es in dieser Landschaft. Lange hielt ich Ausschau nach Kranichen. Leider hatte ich an diesem Tag noch keine gesehen. Dafür aber eine Vielzahl an Schwänen, Fischreiher, Enten, Seetaucher und andere Vögel, die ich nicht kannte. Bis jetzt hatte ich kein Faible für „Vogelbeobachtung“, doch spätestens seit dieser Tour hat es für mich etwas faszinierendes “Vögel zu beobachten”.

Ostseebad Zingst

Ostseeküstenradweg / Sundische Wiesen – Fischland-Darß

Die Boddenlandschaft – Tag 4

Weiterfahrt mit Sonnenschein Etappe Bresewitz bis Stralsund. Wieder begleitet mich auf der linke das Wasser. Jetzt war es die  Boddenlandschaft mit unzähligen Vögeln, ja sogar Wasserbüffel. Einen größeren Zwischenstopp habe ich an diesem Tag nicht eingelegt. Es waren eher häufiger kleinere Stopps, weil es überall so wunderschön aussah. In Stralsund wurde ich dann von “alten Soldaten” begrüßt. Später konnte ich erfahren, dass bei meiner Ankunft die  “Schill-Tage” gefeiert wurden.

An den Schill-Tagen werden die geschichtlichen Geschehnisse des Befreiungskampfes gegen Napoleon um den Major Ferdinand von Schill veranschaulicht. An diesen Tagen wird die Altstadt um 200 Jahre zurückversetzt. Es hat sich schon ein wenig verrückt angefühlt, als ich mit Fahrrad in dieses Spektakel fuhr. Zum Abschluss des Tages entdeckte ich noch ein nettes Cafe in der Altstadt mit veganen Angeboten. Welch eine Glücksreise. 

Ostseeküstenradweg – Boddenlandschaft bei Bresewitz

Rügen – Tag 5

Erneut ein Sonnentag und mich erwartet die Insel Rügen auf meiner Radreise auf dem Ostseeküstenradweg. Es war schon ein wenig aufregend, das Festland zu verlassen, über die Ziegelgrabenbrücke zu fahren und dann Rügen zu erreichen. Ein Hauch von „noch mehr Freiheit, bekanntes Loslassen und auf zu neuen Ufern“.

Für Rügen hatte ich zwei Tage eingeplant, denn ich wollte auf jeden Fall zum Kreidefelsen hoch oben im Nationalpark Jasmund. Auch auf Rügen fuhr ich entlang der Küste über Altefähr, Rabmin, Richtung Gingst und dann quer rüber Richtung Lietzow.

Lange Strecken fuhr ich auf dieser Etappe auf Feldwegen und so war das Fahren nicht wirklich angenehm. Dann kamen die ersten Anstiege. Das nahm erst einmal kein Ende, dann wollte ich nur noch im Hotel ankommen. Meine Unterkunft auf Rügen war dann ein Traum für mich und nicht unweit des Hotels tummelten sich morgens und abends unzählige Kraniche auf den Feldern. 

Nationalpark Jasmund – Tag 6

Um halb acht in der Früh – noch ist die Welt still – saß ich schon auf dem Fahrrad, um pünktlich zur Öffnungszeit um 9 Uhr am  Nationalpark Zentrum “Königsstuhl Kreidefelsen” anzukommen. Den schönen Buchenwald im Nationalpark Jasmund konnte ich auf der Hinfahrt nicht genießen, zu kräftezehrend ging es auf Schotterwegen rauf und runter. Zudem musste ich mich arg konzentrieren, um nicht mit dem Fahrrad auszurutschen. Oft hatte ich auf dieser Strecke geflucht „wieso tue ich mir das eigentlich an“, „ich hab kein Bock mehr“, „ich will nicht mehr!!“

Bei meiner Ankunft am Kaiserstuhl wurde ich jedoch für mein Durchhalten belohnt. Den Skywalk hatte ich fast für mich alleine, sodass ich die beste Aussicht auf den Kreidefelsen hatte. Dieser Blick auf die Felsen bleibt für mich unvergesslich. Das Morgenlicht schimmerte im Wasser, der Wind wehte und die ersten Herbstblätter waren zu sehen. Dazwischen diese weißen Felsen. Einzigartig. Langsam kamen mehr und  mehr Besucher, sodass ich mich verzog und trat den Rückweg antrat.

Für den Rückweg durch den Nationalpark nahm ich mir wesentlich mehr Zeit und so schob ich oft mein Fahrrad. An vielen Stellen blieb ich stehen und staunte über die Schönheit des Waldes. Oft bewunderte ich die Pracht der Bäume, ihre Höhe und das dichte Laub.

Am Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund

Abfahrt rügen – Tag 7

Die Tour von gestern spürte ich noch in meinen Beinen und nach einem gemütlichen Frühstück sowie Kraniche beobachten entschied ich mich, mit der Bahn Rügen zu verlassen. Ich hatte einfach keine Lust, schon wieder diesen anstrengenden Weg mit dem Fahrrad zurückzufahren. Also genoss ich entspannt im Zug zu sitzen – Ausstieg Stralsund. Von hier aus sollte es am nächsten Tag weitergehen. Zuvor wollte ich an diesem Nachmittag das Ozeaneum besuchen. Auf der Homepage des Ozeaneum las ich, dass sich ein Besuch am Nachmittag durchaus lohnen würde. Zu dem Zeitpunkt sei der Andrang an Besucher vorbei. Das hieße kein Gedränge mehr und viel freie Sicht auf die Meereswelt. Dem war auch so. Ich bewunderte an diesem Nachmittag viele Meerestiere und durfte einiges lernen. Gleichzeitig wurde ich sehr nachdenklich, wie unachtsam und rücksichtslos wir Menschen mit unseren Mitbewohnern leben.

Mein Tipp wenn ihr einmal in Stralsund seid oder in der Nähe, besucht auf jeden Fall das Ozeaneum.

Rügen

Besuch des Ozeaneum

Greifswald – Tag 8

Die Etappe am Tag 8 bis Greifswald war holprig.  So manche Kilometer fuhr ich auf Pflasterstein. Ich wusste, dass mir das bevorstand, doch das es sooo viele Kilometer waren, damit hatte ich nicht gerechnet. .Es waren mindestens 10 Kilometer. Um so erfreulicher war dann das Highlight am Ende der Tagesetappe . Wie durch einen Zufall hatte ich am Tag zuvor eine Unterkunft hinter Greifswald gebucht, hinter der Klosterruine Eldena. (Die Ruine ist eine ehemalige Zisterzienserabtei und ist bekannt, da der Maler Caspar David  Friedrich diese Ruine oft in seinen Bildern malerisch eingewoben hat.) Meine Unterkunft befand sich in dem historischen Ortsteil Wieck. Es ist ein beliebtes Seebad von Greifswald, das am Ryck-Fluss liegt und wo dieser in den Greifswalder Bodden mündet. In Wiek befindet sich eine alte Holzbrücke und ein wunderschöner – ja fast idyllischer – Hafen. Und in meinem Hotel befand sein ein kleines Schwimmbad – ein Genuss nach der Pflastersteinfahrerei.

Greifswald – Wiek / Klosterruine Eldena

Usedom ich komme – Tag 9

Auch an diesem Tag: Bestes Wetter für meine Fahrradliebe. Von Greifswald aus sollte Wolgast mein Etappenziel sein. Dass ich Wolgast auf  einer ganz anderen Strecke erreichte, damit hatte ich nicht gerechnet. Während meiner Radelei traf ich auf eine Schülergruppe mit Lehrern. Wir kamen ins Gespräch, ich erzählte wohin mein Weg mich führen sollte und dann gaben sie mir den Tipp, doch mit der Fähre von Freest aus Usedom überzusetzen. Dort wollten sie ebenfalls hin. Ich war hell auf begeistert. Diese Möglichkeit hatte ich überhaupt nicht im Sinn.

Überfahrt nach Usedom

Daraufhin  änderte  ich meine Route und fuhr – wieder einmal –  entlang der Küste bis Freest. Noch rechtzeitig angekommen, setzen wir über und ich war auf Usedom/Peenemünde  Ich hatte es tatsächlich geschafft mit meinem Fahrrad bis Usedom zu kommen. An diesem Tag fuhr ich für mich unendlich viele Kilometer, denn von Peenemünde aus fuhr ich weiter über Karlshagen, Trassenheide und dann Richtung Wolgast. Ich war an diesem Tag so beim “Fahrradfahren”, dass ich dabei leider an den schönen Stränden von Usedom vorbeifuhr. Doch ich hatte ja noch einen Tag. Vielleicht würde ich es noch schaffen?

In Wolgast übernachtete ich in der Pension “Der Speicher”, direkt im Hafen von Wolgast und so die beste Lage um noch einmal am an vorletzten Tag Usedom zu besuchen. Hier kommt wieder ein Tipp, wenn ihr einmal Wolgast besuchen wollt, übernachtet in der Pension “Der Speicher” – eine tolle Atmosphäre. 

Das Ende naht – Tag 10

Mein vorletzter Tag und ich wurde ein wenig wehmütig. Vormittags fuhr ich noch einmal mit meinem Fahrrad auf Usedom und verabschiedete mich vom Meer. Dann trat ich in die Pedalen und machte ich mich auf den Weg nach Anklam. Eine sehr unangenehme Strecke stand mir bevor, die auf der Karte so nicht ersichtlich war. Viele Kilometer musste ich an einer Landstraße fahren ohne Fahrradweg. Der überwiegende Teil der Autofahrer nahm Rücksicht auf mich, nur einige rasten an mir vorbei. Und doch war ich heilfroh und sehr dankbar, als ich endlich wieder auf einem sicheren Fahrradweg fahren konnte. 

Usedom – Abschied

Anklam erreichte ich am Abend, ging früh zu Bett und das war dann mein letzter Tag auf meinem Fahrrad. 

Das Abenteuer war zu Ende. Ich war traurig. Ich wollte weiterfahren. Ich war traurig.

Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Zug Richtung Berlin. Von dort weiter mit einem ICE nach Düsseldorf. Zumindest war das so geplant, denn der Zug hatte schon bei Ankunft in Berlin Verspätung. Das weitere erspare ich euch. 

Ich hatte eine unglaublich schöne Zeit, mein Fahrrad war die ganze Zeit über eine treue Seele. Während der gesamten Tour hatte ich bestes Wetter (dieser eine Tag auf Fischland-Darß der zählte nicht) ich hatte tolle Unterkünfte und für mich das Allerwichtigste: unvergessliche Momente auf meinem Fahrrad. 

Jeden Tag ging es um das „Aufbrechen“ und „Ankommen“. Jeden Morgen wachte die Neugier neben mir auf. Auf jeder Wegstrecke gab es etwas Schönes. Mal etwas ausgefallenes, mal etwas herausforderndes. Durchatmen, Vertrauen haben, weiterfahren. Stehen bleiben. Freude. Schilder die einen den Weg weisen und auch dem Bauchgefühl vertrauen, meiner Intuition.

Ein kleiner Traum ist in Erfüllung gegangen.

Welch ein Reisetraum hast du dir schon erfüllt? Oder warst du auch schon einmal mit dem Fahrrad unterwegs? Lass mir gern ein paar Zeilen in den Kommentaren da.

Herzlichst,

Heike

3 Kommentare

  1. Tach Schwester, ich habe noch nicht alles gelesen, aber bis jetzt sehr schön!!!

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    • Liebsten Dank und vielleicht konnte ich Dich ein wenig neugierig machen💚

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  2. Ich bin sprachlos- wie du die Schönheiten der Küste und des ganzen Weges beschrieben hast. Danke

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  1. Monatsrückblick September 2025 als Strichliste - Heike Espeter - […] https://heikeespeter.de/ostseekuestenradweg-reisebericht-einer-besonderen-radreise/  […]

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