Das „Innere Team“

Seit Wochen schreibe ich an den unterschiedlichsten  Beiträgen hier für diesen Blog.

Kein einziger Beitrag wird richtig fertig, ich korrigiere, schmeiße alles wieder über den Haufen, finde die Idee blöd,  dann wieder fällt mir keine Idee ein…Gedanken tauchen auf, dass ich nicht den Erwartungen meiner Leser*innen entspreche…ich will mich am liebsten unter der Bettdecke verstecken.

Die Nörglerin

Ein Anteil in mir scheint ständig unzufrieden  zu sein, nörgelt ständig rum.  Die Nörglerin breitet sich aus, nimmt sich noch mehr Raum!  Nörgelt nicht nur über meine Ideen und Schreibbeiträge, nein,  sie  fängt auch an rumzunörgeln, dass ich immer noch nicht komplett vegan esse, dass ich immer noch nicht jeden Tag meditiere, immer noch nicht genug Wasser trinke, mich immer noch nicht ausreichend bewege.  

Ich finde es reicht, das geht seit Tagen so und jetzt habe ich auch noch Urlaub. Den will ich mir nicht vermiesen lassen. UND, das ist mir das Allerwichtigste, ich lasse mir doch nicht  meine Freude am Schreiben nehmen.  Jetzt sprach und spricht weiter „Oberhaupt“ und das bin ICH. 

Auch wenn das nicht der Blogbeitrag werden wird, den ich eigentlich geplant hatte …. dann schreibe ich halt über die Nörglerin… vielleicht kennst du sie ja auch, diese Nörglerin….

Nix wird dann fertig, nix ist richtig, zu allem kommt ein Kommentar. Diese Nörglerin  begleitet mich schon so lange. Richtig lange! 

Als ich Alkohol trank, hörte ich sie nicht  mehr… das war für den Moment ganz praktisch. 
Aber  Alkohol ist immer nur für den Moment die Lösung. 

Das Oberhaupt

Die Lösung könnte sein, dass ich – als Oberhaupt, als Führende – die Nörglerin  einmal bitte, etwas leiser zu sein, damit andere Anteile in mir auch ihren Raum bekommen, sich auch trauen, sich bemerkbar  zu machen. Denn so wie in einer Schulkasse unterschiedliche Schüler*Innen sitzen und meistens Zwei oder Drei immer ein bisschen lauter sind als der Rest der Klasse, so kann ich meine Nörglerin bitten, leiser zu sein.  

Würde ich sie – die Nörglerin– maßregeln, sie vielleicht sogar „verbannen“ wollen, würde sie sich mit noch mehr Nachdruck bemerkbar machen.  Druck erzeugt Gegendruck, das wissen wir doch alle mittlerweile. 

Also bitte ich meine Nörglerin ein bisschen leiser zu sein und schreibe auf, was ich schon alles in meinem Leben  erreicht habe, welche Erfolge ich erzielen konnte z. B. das ich jetzt über 10 Jahre trocken und nüchtern leben.  Und während ich so weiter  vor mich hinschreibe, wird meine Nörglerin tatsächlich leiser. 

Weitere Teammitglieder 

Wir haben alle verschiedene  Anteile in uns, unterschiedliche Teammitglieder, wie es der Psychologe und Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun in seinem Persönlichkeitsmodell beschreibt. 

Vielleicht bist du schon in Kontakt mit deinen unterschiedlichen Anteilen, vielleicht freundest du dich grad mit ihnen an, vielleicht kommt dir dies alles unbekannt vor?

Friedemann Schulz von Thun nennt die unterschiedlichen Anteile in uns das „ Innere Team“.  Ich habe das  innere (hilfreiche) Team zum ersten Mal während meiner ersten Therapie kennengelernt. 

Ich entdeckte  mein inneres fröhliches Kind, das unbeschwert Unsinn machen wollte, ich entdeckte das verletzte Kind, entdeckte eine weise alte Frau, ich entdeckte einen Anteil, der immer Widerstand  leistet. 

Schon Goethe wusste von diesen Anteilen und schrieb im Faust „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust“.  Friedemann Schulz von Thun geht in seiner Lehre weiter und spricht von einer inneren Pluralität, die sich durch die inneren Anteile zum Ausdruck bringen.  

Schulz von Thun geht davon aus, dass wir „multiple Persönlichkeiten“ in uns tragen oder anders formuliert, wir setzen uns aus verschiedenen Anteilen zusammen.  Unsere unterschiedlichen Anteile arbeiten, mal gegeneinander, mal  durcheinander, aber sie können auch miteinander arbeiten.  Und das wäre doch cool, oder? 

Ein bisschen mehr ein Herz und eine Seele werden

Alle unsere unterschiedlichen Anteile wollen gehört und gesehen werden.  Sie alle sind hilfreich und wir können all diese  Anteile nutzen.  Das ist auch eine Form von Selbstliebe. Einen liebevollen Dialog mit sich selbst führen. 

Ich  möchte dich dazu ermutigen, dein inneres Team kennenzulernen und den Kontakt gut zu pflegen, um mit dir selbst ein bisschen mehr in Einklang zu kommen. 

Eine Inspiration für dich

Zur Erinnerung  an mein hilfreiches Team fertigte ich vor Jahren eine Fotocollage an mit meinen unterschiedlichen Anteilen und nutze dieses als Handyhintergrund. Und zur großen Überraschung, es war und ist sogar ein Bild von einem Tier dabei. Ja genau, das geht auch.  

Tiere sind Kraftquellen für viele Menschen. Wie oft verbinden wir positive Erfahrungen mit ihnen  und schon allein in der Vorstellung löst dies bei uns ein Wohlgefühl aus. Zum Beispiel: Stark sein wie ein Bär. Diese Stärke spüren wir oft auch bei uns selbst, sie ist ebenso ein Anteil,  wie  z. B. die Antreiberin oder die Nörglerin.  Aber was ist, wenn wir plötzlich diesen Anteil nicht mehr wahrnehmen? Und was spräche dann dagegen, sich ein Bärenbild auszuwählen, es mit in die Collage zu nehmen? Als Erinnerung, als Kraftquelle?

Wenn du mehr über das „Innere Team“ wissen möchtest,  empfehle ich dir, das Buch von Friedemann Schulz von Thun zu lesen „Miteinander reden: 3“

2 Kommentare

  1. Liebe Heike,
    ich beschäftige mich schon mehrere Jahre mit dem Thema und finde es zauberhaft, wie du deine Nörglerin zur Inspirationsquelle dieses Beitrags gemacht hast. So hast du dich mit allem angenommen, was in dir ist, Probleme in Potentiale verwandelt und mich mit deinem Beitrag und deiner Buchempfehlung inspiriert. Danke dafür!
    Stefanie

    Antworten
    • Liebe Stefanie,
      vielen Dank das du meinen Beitrag gelesen hast und Dir sogar noch Zeit genommen hast, diesen zu kommentieren:) Es freut mich sehr.
      Ich hoffe, dass ich dich mit weiteren Beiträgen inspirieren kann.
      Heike

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Aktuelle Blogbeiträge