Es ist früh am Morgen. Ich sitze hier am Schreibtisch mit meinem Kaffee, eine Kerze brennt während Kira und Kaspar durch die Wohnung rennen. Vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer, dann in die Küche, auf die Fensterbank, springen oben auf den Kühlschrank, schwups wieder runter, ab ins Wohnzimmer, auf die Couch, wühlen sich in die Kissen – Ruhe. Bewundernswert! Sie schaffen es von jetzt auf gleich zur Ruhe zu kommen, zumindest wirkt es so von außen.
Zur Ruhe kommen und dann anscheinend Nichts tun. Dieses süße Nichts tun beherrschen die Italiener. „Dolce far niente“ nennen sie es. In Dänemark beschreibt „hygge“ das Gefühl von Glück, das sich einstellt, wenn man es sich gemütlich macht. In den USA gibt es seit 1973 sogar einen Gedenktag für das süße Nichts tun. National Nothing Day am 16.01. Und wie sieht es bei uns aus? Wie sieht es bei mir aus, dieses Nichts tun. Mir fällt es schwer. Aber wenn es mir mal gelingt, wie diese Woche, Donnerstag, auf dem Sofa – ja dann Glücksmoment. Wann hast du das letzte Mal nichts getan?
Donnerstag auf dem Sofa, kein Fernsehen, nicht gelesen, kein Handy, nicht überlegt, was noch zu erledigen ist, was noch eingekauft werden muss – nein. Ich lag einfach auf dem Sofa. Ruhe. Diesen Moment, einfach als diesen Moment genießen. Leistungsdruck einfach mal ziehen zu lassen. Ich will mich darin üben, in dem süßen Nichts tun. Dafür gibt es bestimmt auch schon eine App, für das süße Nichts tun. Das süße Nichts tun, muss beglücken, wieso sollte es sonst süß heißen? Was süß ist, beglückt. Schon allein das Wort, der Gedanke „süß“ löst – zumindest bei mir – ein angenehmes, behagliches Gefühl aus. Vielleicht magst du es auch einmal ausprobieren, dieses Nichts tun. Ich finde der November, ja die Advents- und die kommende Weihnachtszeit lädt uns ein, zum Nichts tun. Und während ich so schreibe und der Musik im Hintergrund lausche, macht sich dieses süße Gefühl des Nichts tun breit, lehne mich zurück in meinen Stuhl und werde still.
Frauen-Suchtselbsthilfe
Wir alle können uns noch an das Frühjahr 2020 erinnern – Corona beherrschte unseren Alltag und schränkte uns in allen Bereichen unseres Lebens ein. Vieles war nicht mehr möglich. Restaurants, Bars, Theater, Museen, Zoos, Fitnessstudios und Schwimmbäder wurden unter anderem geschlossen. Auch Gottesdienste und weitere Zusammenkünfte wurden untersagt, um so weit wie möglich Kontaktmöglichkeiten gering zu halten.
Trotz dieser Krise startete ich zeitgleich die Frauensucht-Selbsthilfegruppe in Neuss. Eigentlich war es ein sehr ungünstiger Start für etwas Neues, doch ist nicht auch eine Krise eine Chance? Corona war (und ist vielleicht immer noch) belastend für viele viele Menschen und besonders für Menschen mit einem Alkoholproblem. Herausfordernde Zeiten bedürfen so manches Mal anderes handeln und Corona war eine herausfordernde Zeit.
Trotz all den unterschiedlichen Einschränkungen versuchte ich, die Treffen aufrechtzuerhalten. Wir trafen uns im Freien zu Walk & Talk – gingen am Rhein spazieren oder mal im Wald. Walk & Talk wurde für jede einzelne Frau zu einer Kraftquelle. Wir trafen uns auch online. Von dieser Variante waren nicht alle Frauen begeistert, einige standen dieser Möglichkeit skeptisch gegenüber und zogen ein persönliches Treffen vor. Andere hingegen zeigten sich offen und wollten ein Experiment wagen. Ein Online-Treffen ersetzt in keinster Weise ein persönliches Treffen und doch ist es eine gute Möglichkeit zur gegenseitigen Unterstützung.
Und da war da noch das Zirkuszelt, welches wir nutzen durften. Ja genau, wir trafen uns – wenn kein Walk & Talk möglich war und wir uns unbedingt treffen wollten – in einem Zirkuszelt. Das Leben hält für uns immer viele Möglichkeiten bereit.
Taa Taaa und in dieser Woche ist endlich die Webseite der Frauen-Suchtselbsthilfegruppe online gegangen. Endlich. Ich wollte sie schon viel eher stehen haben. Aber gut. Es braucht alles seine Zeit. Ich bin der Webdesignerin Sabine Richter erneut dankbar für ihre tolle Arbeit. Und sie ist immer so geduldig mit mir. Merci!
Schau dir die Webseite an und wenn du Hilfe suchst, melde dich gerne bei mir.
https://frauensuchtselbsthilfe.de
Kloster Knechtsteden
Kloster Knechtsteden, Dormagen
Meine Arbeit ist oft mit viel Leid, Schwermut und Hoffnungslosigkeit verbunden. Doch da gibt es immer wieder kleine Zeiten, die mich glücklich machen und zugleich auch den Menschen, die ich unterstützen darf. Und so war es auch diese Woche. Mit einer Klientin besuchte ich das Kloster Knechtsteden. Es liegt zwischen Düsseldorf und Köln. Ich wollte es schon lange einmal besichtigen, doch wie die Dinge kommen, braucht es manchmal einen bestimmten Anlass.
Die Kirche wurde in zwei Bauabschnitten (1138-1151 und 1151-1181) im romanischen Stil als Stiftskirche errichtet. Innerhalb der Kirche gibt es ein sehr wertvolles und beeindruckendes Fresko. Dieses wurde im zweiten Bauabschnitt vollendet. Es zeigt Christus. Er sitzt auf einem Sphärenbogen; die Füße stehen auf dem Erdkreis. Mit der linken Hand hält er ein Buch, die rechte Hand zeigt den Segensgestus und um ihn herum die Evangelisten. Das Fresko hat mich sehr beeindruckt, obgleich ich nur wenig Zeit für dieses hatte. Ich werde in der Adventszeit auf jeden Fall die Basilika erneut besuchen und mir Zeit für das Fresko nehmen.
Neben der Basilika befindet sich auf der Klosteranlage ein Pilgergebäude mit Klosterladen, ein Handwerkerhaus, ein sehr gepflegter Kräutergarten nach Hildegard von Bingen, eine wunderschöne Streuobstwiese – wo im Sommer Schafe weiden -, ja und auch ein Gymnasium. Nicht zu vergessen, dass tolle Kunstprojekt : „Die blaue Friedensherde“. Das Kunstprojekt „Blaue Friedensherde“ wurde von den Künstlern Bertamaria Reetz und Rainer Bonk ins Leben gerufen. Seit 2009 war dieses Projekt in über 120 Städten Europas. Zentrale Botschaft dieser blauen Herde:
Alle sind gleich – jeder ist wichtig. Tolles Projekt!
Zum Abschluss bummelte ich durch den Klosterladen und kaufte einen Kräutertee aus eigenem Anbau mit 12 verschiedenen Kräutern: Minze, Melisse, Zitronenverbene, Salbei, Duftrose, Lavendel, Thymian, Ringelblumenblätter, Eberaute, Eibischblüte, Gundermann, Rosmarinblüte. Ihr Lieben, ich habe diesen Tee abends zubereitet: köstlich. Eine reine Wohltat.
Wenn Du einmal in der Gegend bist, besuche das Kloster Knechtsteden und falls du auch noch Zeit hast, gehe in den Klosterladen und schenke dir diesen besonderen Kräutertee.
Ich wünsche Dir für die neue Woche viele kleine und große Glücksmomente, mit Vorfreude auf die Adventszeit.
Love, joy and peace
Deine Heike
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